1954 - Indochinakonferenz

Ja, das waren noch Konferenzen damals. Ganze drei Monate, vom 26. April 1954 bis zum 20. Juli 1954 tagten in Genf die Delegationen der kriegführenden Parteien Frankreich und Vietnam, des benachbarten Kambodscha und Laos, der vietnamesischen Schutzmächte China und Rußland, sowie den USA. Für Manchen unter den Delegationsteilnehmern mag es lediglich eine Fortsetzung früherer Gespräche gewesen sein, denn diesem Ereignis ging die Berliner Außenministerkonferenz voraus. Es gab jedoch auch außerordentlich viel zu erzählen und man einigte sich darauf, den ersten Indochinakrieg zu beenden. Allerdings wußte damals noch niemand, daß man die Kriege in dieser Region schon bald numerieren würde.

Die Großklasse-Limousinen am Eingang des Palasts der Nationen boten den angereisten Reportern manches interessante Bild. Der schwer gepanzerte ZIS-115 machte sicher keine schlechte Figur in den Fuhrparks Rußlands und Chinas.

Der Dienstwagen Molotows, ein ZIS-115. Für den ZIS-110 im Vordergrund blieb nur die Rolle des Begleitfahrzeugs.

Der sowjetische Außenminister Molotow wird an einem Hangar des Genfer Flughafen abgeholt. Die stark gepanzerten Scheiben boten eine erstaunlich klare Durchsicht und widerlegen den Eindruck schlechter Sicht, der sich vielleicht einstellen könnte, wenn man heute ein solches Fahrzeug betrachtet.

Man kann die Geschichte des zwanzigsten Jahrhunderts nicht erzählen, ohne den Namen Molotow’s zu nennen. Oktoberrevolution, große Säuberungen, Zwangskollektivierung, Teheran, Jalta, Potsdamer Abkommen, Lenin, Stalin, Hitler, Churchill, Roosevelt, Truman, Chruschtschow, …, er ließ nichts und niemanden aus. Geboren 1890 und bereits Leiter der Prawda im Revolutionsjahr 1917, überdauerte er fast die gesamte Sowjetzeit in der inneren Schaltzentrale der Macht und starb 96jährig, als Gorbatschow Generalsekretärs des ZK der KPdSU war.

Auch Zhou Enlai, ein getreuer Gefolgsmann Mao’s, damals noch Premier und Außenminister in Personalunion, reiste im ZIS-115 an.

Bei Zhou wurde 1972 Blasenkrebs diagnostiziert. Bei sofortiger Behandlung hätte er eine gute Heilungschance gehabt, aber dies mußte von Mao genehmigt werden. Mao befahl, daß Zhou und seine Frau nichts von der Diagnose erfahren sollten. Im Jahr darauf hatte er erhebliche Blutungen im Urin. Auf Druck anderer chinesischer Führer, die von Zhous Zustand erfahren hatten, ordnete Mao schließlich im Juni 1974 eine chirurgische Behandlung an, jedoch hatten sich bereits Metastasen gebildet.

Bildreporter und Sicherheitspersonal mußten während der Verhandlungen draußen bleiben und vertrieben sich die Zeit. Einer von ihnen machte es sich auf der St0ßstange eines 115er bequem. Bei diesem Wagen waren keine Fanfaren montiert.

Da wir mit dem obigen Foto 100 Meter entfernt sind vom Genfer Geschehen, erzähle ich Ihnen, werter Leser, zum Ausgleich eine kleine Geschichte, die an das schwarz/weiße Nummernschild des geparkten ZIS geknüpft ist. Während des Krieges war nicht nur der Fahrzeugbestand in der ohnehin schwach motorisierten Sowjetunion stark dezimiert worden. Auch viele lokale Kfz-Register wurden zerstört. Darüber hinaus strömte anschließend eine nicht unerhebliche Menge an Beutefahrzeugen ins Land.

1946 wurde daher in der UdSSR mit dem Standard GOST 3207-46 eine neue Registrierung eingeführt, die für alle Kennzeichen von Autos, Traktoren, Ackerschlepper, Anhängern und Motoräder galt. Die neuen Nummernschilder waren gelb mit schwarzer Schrift, nicht jedoch die Autos in Moskau, wo noch schwarze Kennzeichen mit weißer Schrift ausgestellt wurden. Das Kennzeichen bestand aus vier Zahlen und zwei Buchstaben, in denen die Region der Registrierung verschlüsselt war. Aus diesem Grund ist auch der im obigen Bild gezeigte ZIS-115 noch immer mit einem schwarz/weißen Nummernschild ausgerüstet. Manchem Sowjetbürger mögen angesichts der andersartigen Moskauer Nummernschilder die Unterschiede in der Lebensqualität zwischen Hauptstädtern und Normalsterblichen in Erinnerung gerufen worden sein. In der DDR gab es einen ähnlichen Effekt angesichts der importierten Volvos und Citroens, welche oftmals mit einem Kennzeichen ausgestattet waren, das vorne die Buchstabenkombination IBM trug. Dies wurde gedanklich in ich bin Millionär” übersetzt.


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Quellennachweis

  • Alle Abbildungen - © Gettyimages (Layoutpictures, educationl purpose only)

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ZIS-115 Daten und Fakten